„Finanzielle Freiheit entsteht, wenn das passive Einkommen die monatlichen Ausgaben übersteigt.“
– Robert Kiyosaki
Jetzt kommen wir zur Kernstrategie dieses Buches, der gerade kleinen Konten mehr Handlungsspielraum bietet – dem sogenannten Put-Kreditspread. Bisher haben wir uns Schritt für Schritt an dieses Thema herangetastet. Das war wichtig, besonders für alle, die sich zum ersten Mal mit Optionen beschäftigen. Sie wissen inzwischen, dass Anleger Put-Optionen kaufen, um sich abzusichern, und andere diese Optionen verkaufen, um eine Prämie zu verdienen. Der Kreditspread kombiniert beides zu einer Strategie mit klar kalkulierbarem Risiko – und potenziell konstantem Einkommen.
Das Schöne an dieser Methode: Sie funktioniert auch, wenn Sie nicht täglich am Bildschirm sitzen möchten. Es handelt sich nicht um Daytrading und erfordert keine ständige Marktbeobachtung. Gleichzeitig ist es keine Methode zum schnellen Reichtum – sondern eine Strategie, die mit Geduld und System dauerhaft funktionieren kann.
Warum der Name „Kreditspread“?
Bevor wir tiefer einsteigen, eine kurze Klärung. Ich nenne Kreditspreads gerne Cashflow-Trades, weil sie in der Regel direktes Einkommen auf Ihr Konto bringen – eine Art „Vorschuss“ für Ihre Risikobereitschaft. Der Name kommt daher, dass zwei Optionen mit unterschiedlichen Ausübungspreisen gehandelt werden und die Differenz eine Gutschrift ergibt. Die Strategie ist weniger kapitalintensiv als das bloße Verkaufen einzelner Put-Optionen und gleichzeitig deutlich risikoärmer.
Buffetts Ansatz – optimiert für klein Konten
Warren Buffett hat mit dem Verkauf von Put-Optionen große Gewinne erzielt. Doch seine Methode ist kapitalintensiv. Wir können sie anpassen, um sie auch mit kleineren Beträgen nutzbar zu machen – durch das Hinzufügen einer Absicherung, also einer eigenen Versicherung. Diese Rückversicherung reduziert das Risiko deutlich.
Beispiel: Eine abgesicherte Variante eines Put-Handels
Stellen wir uns vor, Sie verkaufen eine Pfizer Put-Optionen mit einem Ausübungspreis von 24 Dollar und erhalten dafür eine Gutschrift von 85 $. Ohne Absicherung müssten Sie im schlimmsten Fall 2.400 $ bereithalten – das ist die Summe, die beim Kauf von 100 Aktien zu 24 Dollar fällig wäre.
Nun fügen wir die zweite Komponente hinzu: den Kauf von einem Pfizer-Put mit einem niedrigeren Ausübungspreis von 22 Dollar. Diese Rückversicherung kostet 26 $. Der verbleibende Betrag von 59 $ ist nun Ihr maximal möglicher Gewinn – während der maximale Verlust nun auf 141 $ begrenzt ist. Ein großer Unterschied zum ursprünglichen Risiko von 2.400 $.
Warum das funktioniert
Versicherungen funktionieren so: Man zahlt eine Prämie, um sich vor einem größeren Schaden zu schützen. Genau dasselbe Prinzip wenden wir hier an – nur mit Börsenprodukten. Die Kombination aus Verkaufs- und Kaufoption ist das Herzstück des Kreditspreads. Und Ihr Broker erkennt diese Struktur als abgesicherten Trade an – entsprechend niedrig fällt die Sicherheitsleistung aus.
Wenn der Aktienkurs sinkt, können Sie Ihre Schutz-Option (den günstigeren Put) ausüben. Damit wird Ihr Verlust begrenzt. Und falls der Kurs stabil bleibt oder steigt, behalten Sie die Prämie als Gewinn – ganz ohne, dass Sie Aktien kaufen müssen.
Und was ist mit der Rendite?
Manche denken vielleicht: „Moment – vorher waren 85 $ Gewinn möglich, jetzt sind es nur noch 59 $?“ Das ist richtig – aber bei viel geringerem Risiko. Und Sie können diese Spreads natürlich mehrfach setzen. Und Sie können das Risiko auf verschiedene Aktien verteilen. Wenn Sie (nur als Beispiel) vier dieser Kombinationen gleichzeitig handeln, läge der potenzielle Gewinn bei 236 $, bei einem maximalen Verlust von 564 $. Das ergibt eine potenzielle Rendite von 41 % auf das Risiko – weit mehr als bei ungesicherten Put-Verkäufen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe: Schutz und Einkommen
Das ist der große Vorteil: Sie nehmen am Versicherungsgeschäft teil, begrenzen aber Ihr Risiko. Diese Strategie ist planbar und gibt Ihnen als Anleger mehr Sicherheit. Denn während Einzeloptionen theoretisch zu großen Verlusten führen können, ist der maximale Verlust bei einem Kreditspread von vornherein bekannt.
Und wie bei klassischen Versicherern gilt auch hier: Der größte Teil des Geschäfts besteht aus „ruhigen Monaten“, in denen Sie die Prämien behalten – weil kein „Versicherungsfall“ eintritt. Ein solcher Fall wäre ein starker Kursverfall der Aktie, unterhalb des von Ihnen verkauften Put-Preises.
Zwei Varianten: bullisch und bärisch
Es gibt zwei Grundtypen von Kreditspreads:
- Bullischer Put-Kreditspread: Für stabile oder steigende Kurse.
- Bärischer Call-Kreditspread: Für fallende oder stagnierende Kurse.
Für Einsteiger ist der bullische Put-Kreditspread meist die bessere Wahl – denn langfristig tendieren die Märkte nach oben. Diese Variante werden Sie am häufigsten verwenden, und sobald Sie sie sicher beherrschen, ist der Übergang zum bärischen Pendant leicht, weil sich die Logik einfach umkehrt.
Aktienoptionen vs. Indexoptionen
Kreditspreads können sowohl auf Einzelaktien als auch auf Indizes gehandelt werden. Wir konzentrieren uns in diesem Buch auf Aktienoptionen – dabei bieten Optionen auf Indizes durchaus Vorteile. Viele Trader konzentrieren sich dabei insbesondere auf den S&P 500 über den ETF mit dem Symbol SPX. Warum?
Weil SPX-Optionen einige Vorteile bieten:
- Keine physische Lieferung der Aktien (reine Barabrechnung)
- Größere Liquidität
- Attraktive Prämienhöhe
Ein Beispiel: Der Verkauf einer SPX-Put-Option mit Ausübungspreis 4.900 bringt 17.370 $ Soforteinkommen – allerdings erfordert dieser Handel auch fast 490.000 $ an Sicherheitsleistung. Deshalb ist der direkte Verkauf dieser Optionen nur für sehr kapitalkräftige Anleger sinnvoll.
Was bedeutet das für Sie?
Auch wenn solche Zahlen für viele Privatanleger nicht greifbar erscheinen – sie zeigen, wie mächtig diese Strategien sind, wenn man sie im richtigen Rahmen einsetzt. Und mit Kreditspreads können Sie viele dieser Vorteile auch mit kleineren Beträgen nutzen.
Fazit: Struktur statt Spekulation
Der Put-Kreditspread ist keine riskante Spekulation, sondern ein systematischer Ansatz, um kontrolliert und kalkulierbar passives Einkommen zu erzielen. Er basiert auf denselben Prinzipien, auf denen Versicherungen seit Jahrzehnten arbeiten – und überträgt diese erfolgreich auf den Kapitalmarkt.
Im nächsten Kapitel steigen wir tiefer in den Vergleich zwischen Aktien- und Indexoptionen ein und schauen uns die spezifischen Vorteile, aber auch Fallstricke beider Varianten an. Sie werden sehen: Mit den richtigen Tools und einem klaren Plan ist es möglich, das eigene Finanzleben Stück für Stück zu verbessern – ganz ohne Glücksspiel oder hektisches Trading.
Wir lesen uns gleich wieder.
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