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Kapitel 5: Buffetts Millionen-Trades – Einfach erklärt

Das Wichtigste ist nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern es besser zu machen.

– Peter F. Drucker

Bisher haben wir uns mit klassischen Aktienoptionen beschäftigt – insbesondere mit Verkaufsoptionen auf Einzelaktien. Wer sich hier an Warren Buffett orientieren will, ist gut beraten: Der Altmeister nutzte diese Methode, um günstig Aktien einzusammeln, die er ohnehin haben wollte – und ließ sich dafür auch noch bezahlen. Doch Buffett hatte noch einen weiteren Trick im Ärmel, der besser zu unserer Strategie mit Kreditspreads passt: Er handelte auch mit Indexoptionen – in ganz großem Stil.

Zwischen 2004 und 2007 verkaufte Buffett Verkaufsoptionen auf den S&P 500 und andere Indizes – im Gesamtwert von 4,5 Milliarden Dollar. 2008 kamen nochmal rund 400 Millionen dazu. Die gesammelte Prämie? Knapp 4,9 Milliarden Dollar – nicht schlecht für ein paar Verträge.

Der entscheidende Punkt: Buffett setzte darauf, dass die Indizes in Zukunft höher stehen würden. Lag er richtig, behielt er die Prämien. Lag er daneben, drohten Verluste. Was diese Strategie besonders macht: Bei Indexoptionen entfällt das Risiko, Aktien geliefert zu bekommen. Und genau deshalb eignen sie sich so gut für unsere Methode mit Credit Spreads.


Aktienoptionen vs. Indexoptionen – Was ist besser für Credit Spreads?

Mit dem größer gewordenen Portfolio investiere immer öfter in Indexfonds. Deshalb konzentriere ich mich hier auf die Unterschiede zwischen SPY (ein ETF, der den S&P 500 abbildet) und SPX (ein reiner Index, nicht handelbar als Aktie). Beide sind gut für Optionsgeschäfte geeignet – doch für unsere Zwecke gibt es entscheidende Unterschiede:

  • SPY ist ein ETF. Optionen auf SPY können jederzeit ausgeübt werden.
  • SPX ist ein Index. Optionen darauf werden nur am Verfallstag ausgeübt – und in bar abgerechnet.

Wenn Sie z. B. eine SPX Put-Option mit Strike 3.000 kaufen und der Index fällt auf 2.900, erhalten Sie die Differenz in bar: 100 Punkte × 100 = 10.000 Dollar. Es findet kein Aktiengeschäft statt – was vieles einfacher macht.

Viele Investoren, die sich gegen allgemeine Marktrisiken absichern wollen, kaufen lieber Puts auf den Index statt auf einzelne Aktien – das ist günstiger und effizienter. Und Anleger wie Buffett verkaufen genau diese Versicherungen an sie.

Wir interessieren uns dabei weniger für die Absicherung, sondern vor allem für die Technik: Die Art der Abwicklung ist der Knackpunkt. Und genau da glänzen Indexoptionen.


Warum ich lieber mit Indexoptionen arbeite

Man kann zwar auch auf Einzelaktien Credit Spreads handeln – für größere Portfolios würde es aber nicht mehr empfehlen. Warum? Ganz einfach: Wird Ihr Short Put ausgeübt, müssen Sie Aktien liefern oder kaufen. Bei Indexoptionen hingegen gibt es keine tatsächliche Lieferung – alles läuft über Barausgleich.

Das klingt nach einem kleinen Detail, macht aber in der Praxis einen großen Unterschied – besonders bei Stresssituationen. Wenn etwa ein SPY-Put unter Wasser ist und die Aktie stark fällt, kann der Broker ohne Vorwarnung Aktien zuteilen oder Positionen schließen. So etwas ist schon passiert – und es ist dann kein Spaß für das Opfer.

Indexoptionen wie der SPX machen’s entspannter: Es gibt nur eine Abrechnung – in bar – und nur am Verfallstag. Sie wissen immer, woran Sie sind. Kein Aktienhandling, keine bösen Überraschungen.


Ein SPX Put Credit Spread – ein Beispiel

So sieht ein typischer, aktueller SPX Credit Spread aus:

  • Verkaufen: 1 SPX 01. AUG. 2025 6010 Puts @ 48,15 $
  • Kaufen: 1 SPX 01. AUG. 2025 6000 Puts @ 46,40 $

Sie kassieren eine Netto-Prämie von 1,75 $ pro Kontrakt – also 175 $ insgesamt.

Das Beste: Sie wissen von Anfang an, wie viel Sie maximal gewinnen oder verlieren können. Wenn der Index über 6010 bleibt, gewinnen Sie. Fällt er darunter, verlieren Sie – aber ohne dass Aktien gekauft oder verkauft werden müssen.

Auch steuerlich sind SPX-Optionen oft günstiger: Dank der sogenannten 60/40-Regel werden 60 % des Gewinns als langfristig, 40 % als kurzfristig besteuert – unabhängig von der Haltedauer. (Hinweis: Steuern ändern sich, sprechen Sie mit einem Steuerberater.)


Die zwei möglichen Ergebnisse

Bei SPX Credit Spreads ist die Sache überschaubar:

  1. Der Index bleibt über dem Strike: Sie behalten die Prämie.
  2. Der Index fällt unter den Strike: Sie verlieren maximal den Spreadbetrag abzüglich der Prämie.

Und da die Optionen erst am Verfall ausgeübt werden können, gibt es keine bösen Zwischenfälle – keine Aktien, keine Zuteilungen, keine Nachschussforderungen.


Margin-Anforderung und Verlustberechnung – ganz locker erklärt

Keine Sorge, das bisschen Rechnen ist halb so wild:

Margin-Anforderung:

Differenz der Strikes × 100 × Kontraktanzahl
→ (6010 – 6000) × 100 × 1 = 1.000 $

Maximaler Verlust:

(Spreadweite × 100 – Prämie) × Kontrakte
→ (1.000 $ – 175 $) × 1 = 825 $

Fast alle Broker zeigen Ihnen diese Zahlen beim Platzieren des Trades – aber es ist gut zu wissen, wie man selbst rechnet.

Der SPX für kleine Konten

Wenn ein Trade wie in unserem Beispiel schiefläuft, kann das für Trader mit kleinen Konten schnell schmerzhaft werden. Selbst bei gutem Money-Management ist das Risiko nicht zu unterschätzen. Doch auch Fans des S&P 500 mit kleinerem Kapital müssen nicht auf eine passende Strategie verzichten: Für sie gibt es den S&P 500 Mini SPX Options Index, auch bekannt unter dem Symbol XSP.

Der XSP ist ein an der Cboe (Chicago Board Options Exchange) gehandelter Index für Mini-Optionen auf den S&P 500. Er bildet die Wertentwicklung der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen ab – genau wie der klassische S&P 500. Der entscheidende Unterschied: Die Kontraktgröße ist im Verhältnis 1:10 kleiner, was ihn ideal für den Optionshandel mit kleineren Konten macht.


Warum das Ganze so angenehm ist

SPX Credit Spreads sind eine saubere Sache. Kein unkontrollierbares Risiko, keine Zuteilungen, keine bösen Überraschungen. Man weiß vorher, woran man ist – und das macht’s für mich so charmant. Und mit dem Mini SPX können auch kleinere Potfolion dieses Spiel mitspielen.

Natürlich kann ein Crash den Index drücken – und ja, dann verliert man auch mal. Aber man verliert nie mehr als den Maximalbetrag. Und mit einer konservativen Positionsgröße bleibt das überschaubar.


Fazit – stressfreies Versicherungsgeschäft für den Alltag

Der Put Credit Spread ist eine raffinierte Variante des Versicherungsgeschäfts. Sie verkaufen Schutz gegen Kursverluste – und kaufen gleichzeitig Ihre eigene Rückversicherung mit dazu. Das begrenzt das Risiko, senkt die Kapitaleinlage – und lässt sich monatlich wiederholen.

Natürlich verdient man etwas weniger als beim reinen Verkauf von Puts, aber dafür schlafen Sie ruhiger. Und wer will schon bei jedem Marktzucken mit schwitzenden Händen auf sein Depot schauen?

Wenn Sie dranbleiben, lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie diese Trades selbst umsetzen – stressfrei, strukturiert, und mit dem Potenzial auf ein echtes Nebeneinkommen.

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