„Wähle eine Tätigkeit, die dir Freude bereitet – und du wirst keinen einzigen Tag in deinem Leben das Gefühl haben, arbeiten zu müssen.“
– Konfuzius
Viele verbinden Warren Buffett mit dem langfristigen Kauf von Unternehmen oder Aktienpaketen. Was kaum bekannt ist: Buffett nutzt auch eine Optionsstrategie, mit der er im Laufe der Jahre beachtliche Zusatzerträge erwirtschaftet hat – durch den gezielten Verkauf von Put-Optionen. Über diese eher „leise“ angewandte Methode wird selten gesprochen, obwohl sie einen wichtigen Teil seines Anlageerfolgs darstellt.
Warum widmen wir uns dieser Strategie in diesem Buch? Weil sie eine solide Grundlage für die sogenannte „Put Credit Spread“-Technik ist – einer zweistufigen Strategie, die wir bald Schritt für Schritt aufbauen. Um diesen Spread vollständig zu verstehen, ist es hilfreich, sich zunächst mit dem Verkauf einzelner Put-Optionen vertraut zu machen.
Rückblick: Worum geht’s beim Kauf von Puts?
Wie bereits erklärt, sind Optionen letztlich Verträge zwischen zwei Parteien. Eine Person zahlt für ein bestimmtes Recht, die andere erhält Geld, um eine Verpflichtung einzugehen. Beim Kauf eines Puts sichert man sich gegen fallende Kurse ab – vergleichbar mit dem Abschluss einer Versicherung.
Doch was ist mit der Person auf der anderen Seite des Vertrags? Genau darum geht es jetzt: Der Verkauf von Put-Optionen bedeutet, die Rolle des „Versicherungsgebers“ zu übernehmen. Wer eine Put-Option verkauft, verpflichtet sich, eine bestimmte Aktie zu einem festgelegten Preis zu kaufen – allerdings nur, falls der Käufer der Option von seinem Verkaufsrecht Gebrauch macht.
Warum sollte man so etwas tun?
Ganz einfach: Man wird für die Übernahme dieses Risikos bezahlt. Genau wie eine Versicherungsgesellschaft eine Prämie erhält, um im Ernstfall zu leisten, erhalten Put-Verkäufer eine sofortige Zahlung – auch dann, wenn kein Kursrückgang eintritt. Und das ist häufiger der Fall als viele denken.
Wer ohnehin bereit wäre, bestimmte Aktien zu kaufen, sieht in dieser Strategie eine Art „Bonuszahlung fürs Warten“. Eine Verpflichtung besteht nur dann, wenn der Aktienkurs unter einen bestimmten Wert fällt. Wenn nicht, behält man die Prämie – ganz ohne Aktien zu kaufen.
Ein Blick auf Buffetts Vorgehensweise
Ein bekanntes Beispiel stammt aus dem Jahr 1993. Buffett interessierte sich für zusätzliche Anteile von Coca-Cola, wollte aber nicht den aktuellen Marktpreis zahlen. Statt einfach abzuwarten, wählte er einen anderen Weg: Er verkaufte Put-Optionen zu einem Kurs, den er für attraktiv hielt – etwa zehn Prozent unter dem damaligen Kursniveau.
Sollte die Aktie fallen, würde er die gewünschten Anteile zum günstigeren Preis erhalten. Falls nicht, würde er die Prämien behalten. Für diesen Schritt erhielt Buffett rund 7,5 Millionen Dollar – und das, ohne eine einzige Aktie kaufen zu müssen. Es war ein typischer Buffett-Move: ruhig, durchdacht, effektiv.
Zwei mögliche Ausgänge dieser Transaktion:
- Die Aktie fällt: Die Käufer der Puts machen ihre Rechte geltend, Buffett muss die Aktien kaufen – aber genau das wollte er ohnehin, nur eben günstiger. Die Prämieneinnahme senkt effektiv seinen Kaufpreis.
- Die Aktie bleibt stabil oder steigt: Die Puts verfallen wertlos, Buffett behält die Prämie. Keine Aktien, kein Aufwand, aber ein beachtliches Einkommen.
So gesehen, ist der Verkauf von Put-Optionen nichts anderes als eine elegante Möglichkeit, für Geduld bezahlt zu werden. Und das Beste: Diese Methode steht nicht nur Milliardären offen. Auch Privatanleger können davon profitieren.
Ein Praxisbeispiel aus meinem Depot
Ich selbst habe ähnliche Trades in meinem Rentenkonto umgesetzt – natürlich mit weitaus kleineren Beträgen. Ein aktueller Trade brachte mir 85 Dollar ein – ein Betrag, der direkt nach der Platzierung der Position auf meinem Konto landete. Es ist ein Trade den jeder auch mit relativ kleinem Konto realisierbar ist. Steigt die Aktie, bedeutet das, dass ich die Prämie behalten kann, ohne jemals die Aktien kaufen zu müssen.
Solche Trades können regelmäßig durchgeführt werden. Natürlich wird es Zeiten geben, in denen der Kurs fällt und man die Aktien kaufen muss. Aber solange man diese Aktien ohnehin gerne im Depot hätte, ist auch das kein Nachteil.
Ein wichtiger Hinweis: Die Sache mit dem Kapital
Jetzt kommt ein Punkt, den viele Anbieter von Kursen zum Thema Put-Verkauf nicht so gerne betonen: Diese Strategie erfordert Kapital. In meinem Fall verlangte der Broker für den beschriebenen Trade eine Sicherheitsleistung (Margin) von 300 Dollar. Klingt doch aber machbar?! Ja – weil ich einen Puts auf Pfizer (PFE) mit einem Ausübungspreis von 24 Dollar verkaufte (jeweils für 100 Aktien) sollte ich aber 2.400 Dollar bereit haben, falls der Käufer seine Option ausübt.
Das bedeutet: Obwohl ich „nur“ 85 Dollar eingenommen habe, stand diesem Gewinn ein theoretisches Verlustrisiko von 2.400 Dollar gegenüber – falls der Kurs dramatisch fällt und ich die Aktien zu diesem Preis übernehmen muss. Ok, ich habe jetzt die Aktien aber die kann ja theoretisch auf null fallen. Kleinere Konten werden schnell Handlungsunfähig und muss auf die Erholung der Aktie (Basiswertes) hoffen.
Das Verhältnis von Risiko und Ertrag
Hier zeigt sich der zentrale Punkt: Beim Verkauf von Put-Optionen ist das Gewinnpotenzial begrenzt, das Risiko hingegen offen, wenn man nicht sorgfältig bei der Aktienauswahl vorgeht. Zwar treten solche extremen Fälle selten ein – aber sie sind nicht ausgeschlossen. Geht der Trade aber glatt, steht ein Gewinn von 3,6 % in den Büchern (aufs Jahr gerechnet immerhin 27 %).
Wegen des hohen Kapitalbedarfs bevorzugen viele erfahrene Trader die Credit-Spread-Strategie (die wir im nächsten Kapitel besprechen): Sie reduziert das erforderliche Kapital und begrenzt gleichzeitig das maximale Risiko klar.
Zusammengefast: Eine Versicherung verkaufen – mit System
Die Idee hinter dem Verkauf von Put-Optionen ist simpel: Sie erhalten eine Prämie dafür, dass Sie sich bereit erklären, bestimmte Aktien zu kaufen – zu einem Kurs, den Sie akzeptabel finden. Das funktioniert besonders gut, wenn man ohnehin langfristig investieren möchte.
- Kauf eines Puts: Schutz bei fallenden Kursen
- Verkauf eines Puts: Einkommensquelle, solange man bereit ist, Aktien zu übernehmen
Behalten Sie diesen Grundsatz im Kopf: Kaufen schützt, Verkaufen bringt Einnahmen. Beide Seiten zusammen ergeben die Strategie, die wir im nächsten Kapitel behandeln: den Put Credit Spread – eine ausgewogene, konservativere Methode, mit Optionen kontinuierlich Geld zu verdienen. Der Name klingt kompliziert, aber Sie werden sehen: Das Konzept ist einfach und sehr effektiv.
Ich freue mich, Ihnen diesen nächsten Schritt zu zeigen.
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